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Michael Hampe (Philosoph)

Michael Hampe (* 18. Juni 1961 in Hannover) ist ein deutscher Philosoph, der eine Professur an der ETH Zürich innehat.

Leben

Michael Hampe studierte Philosophie, Psychologie und Germanistik an den Universitäten in Cambridge und Heidelberg, wo er 1984 auch abschloss. Danach studierte er von 1984 bis 1989 Biologie in Heidelberg, wobei er sich besonders für Neurobiologie und Genetik interessierte. Er promovierte 1989 und habilitierte sich 1994 in Heidelberg.

 

Von 1990 bis 1992 war er Visiting Professor für Philosophie am Trinity College in Dublin, 1994 und 1995 Mitglied des Wissenschaftskollegs zu Berlin. Danach dozierte er an der Universität Kassel (1997–1999) und an der Universität Bamberg (1999–2003). Am 1. Oktober 2003 trat Hampe seine Professur an der ETH Zürich an. Hier lehrt er im Departement für Geistes-, Sozial und Staatswissenschaften und war Mitglied des Zentrums Geschichte des Wissens von 2005–2016.

Schriften

Arbeitsschwerpunkte sind die Geschichte der Philosophie in der frühen Neuzeit, vor allem Hobbes und Spinoza, die Prozessphilosophie Alfred North Whiteheads und der Pragmatismus. Vor diesem Hintergrund befasst er sich auch mit dem Verhältnis von Behauptungen, Begründungen und Erzählungen in Philosophie und Literatur.[ Hampe untersucht historisch und systematisch die Folgen der Hypothese, dass die Welt aus Geschichten von Einzeldingen besteht. Ein solcher Partikularismus ginge einher mit einem Nominalismus, wie ihn in der neuzeitlichen Philosophie etwa Thomas Hobbes und Nelson Goodman vertreten haben und würde dem Erzählen, das sich in der Beschreibung der Einzelwesen der Welt ständig revidiert, einen höheren Erkenntniswert zugestehen als dies gegenwärtig in wissenschaftlich geprägten Kulturen der Fall ist. Sprache müsste vor diesem Hintergrund als ein Werkzeug, das in Gemeinschaften von menschlichen Einzelwesen entwickelt wurde, gedeutet werden.[Hampe kritisiert in diesem Zusammenhang die Fokussierung der Philosophie auf „Grossbegriffe“ wie „Glück“, „Freiheit“, „Natur“, „Vernunft“ in einigen Werken der narrativen Philosophie. Viele Untersuchungen im Anschluss an die genannten Grossbegriffe, die in „Theorien“ „der Natur“, „des Glücks“ oder „der Vernunft“ münden, führen, wie er im Anschluss an John Dewey feststellt, zu vereinfachenden, deshalb irreführenden und essentialistischen Sichtweisen auf die Geschichten der Einzelwesen.

Die Kunst des Erzählens

Die Kunst des Erzählens.

Die behauptende Wissenschaft lehrt die strenge und manchmal auch unangenehme Wahrheit über die Welt. Die Kunst des Erzählens zerstreut den Geist dagegen nach der anstrengenden Auseinandersetzung mit der harten Wirklichkeit und erfreut ihn durch schöne oder aufregende Fiktionen. Auch 12die sozialen Verhältnisse sind verschieden, je nachdem, ob man sich in einer Lehr- oder Erzählsituation befindet. Wer eine Behauptung zur Kenntnis zu nehmen hat, wird über etwas unterrichtet, ist in der Haltung des Lernenden, der einem Lehrenden gegenübersteht, der die Autorität der Wahrheit auf seiner Seite hat. Der Lehrer nimmt dabei für sich in Anspruch, gegenüber dem Lernenden etwas behaupten zu können, das dieser zu akzeptieren hat. Wer etwas erzählt bekommt, dem werden dagegen Ablenkungen angeboten, der Erzähler scheint ihm mit Fiktionen zu dienen. Die Autorität des Erzählers scheint sich allein aus seiner Fähigkeit zu speisen, die Aufmerksamkeit des Zuhörers oder Lesers mit seiner Geschichte fesseln zu können.

 

So einfach und einfältig hat das natürlich niemand gesagt. Doch Charakterisierungen von Disziplinen wie Physik oder Chemie als »harten« Wissenschaften und Epik, Dramatik und Lyrik als »weichen« Unternehmungen – Charakterisierungen, die man in der Schule oder in der Universität hören kann – scheinen auf zumindest implizite Bewertungen dieser Tätigkeiten hinzuweisen, die in die oben angedeutete Richtung gehen.